Seminargebäude, Bochum

  • aufgabe:
  • Neubau Seminargebäude für die Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen der Hochschule Bochum
  • auftraggeber:
  • Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, Niederlassung Dortmund
  • verfahrensart:
  • VOF-Verhandlungsverfahren mit eingebettetem Generalplaner-Wettbewerb 2013, 1. Preis, GU- Vergabe
  • generalplaner:
  • netzwerkarchitekten
  • größe:
  • 5.300 qm
  • fertigstellung:
  • 2019
  • mitarbeit:
  • Frauke Wassum, Till Oel, Hannes Beck, Uwe Neumeyer, Edda Gaudier
  • fachplaner:
  • Bollinger + Grohmann GmbH, Frankfurt/ Main (Tragwerk, Bauphysik) | INO-VIS Ingenieure GmbH, Düsseldorf (TGA/ Elektro) | Y-LA Ando Yoo, Hamburg (Landschaftsarchitektur) | Hagen Ingenieure für Brandschutz mbH, Kleve (Brandschutz) | Vermessungsbüro Hase – Just, Bochum (Vermessung) | ge-oconsult,Bochum (Bodengutachter)
  • fotos:
  • Jörg Hempel, Aachen
  • Anlass der Baumaßnahme:
    Die Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen der Hochschule Bochum erhalten im Rahmen des Hochschulmodernisierungsprogramms (HMoP) des Landes NRW ein neues Seminargebäude, indem die beiden Fachbereiche dauerhaft angesiedelt werden. Die Fachbereiche streben mit dem Neubau eine Intensivierung der Kommunikation untereinander und mit den Studierenden an. Die strenge Einteilung in Einzelbüros und abgeschlossene Seminarräume soll in Teilen überwunden werden. Aus dem `Nebeneinander´ der Fachbereiche soll ein zukünftig intensives `Miteinander´ werden.
    Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW Dortmund schrieb als Bauherr und Eigentümer das VOF-Verhandlungsverfahren mit eingebettetem Generalplaner-Wettbewerb aus. Diesen Wettbewerb gewannen netzwerkarchitekten im Jahr 2013 unter 24 Teilnehmern. Das Preisgericht hob in seiner Bewertung das Konzept des ` Begegnungsweges ´ als sichtbares Signet für den interdisziplinären Austausch innerhalb der Hochschule hervor:
    `Hier werden sehr spannungsvolle, fast skulpturale Innenräume gebildet, die die Kommunikation und den Austausch sowohl fachbereichsintern als auch zwischen den Disziplinen Architektur und Bauingenieurwesen in der gewünschten Weise fördern. Es entsteht ein animierender Experimentierraum für Lehrende und Studierende. ´

    Konzept:
    Der Neubau für das Seminargebäude wird parallel zur BlueBox an der Lennershofstraße positioniert. Zwischen den beiden Baukörpern spannt sich eine neue Platzfläche zur Adressbildung der Hochschule Bochum auf. Die wichtige Wegebeziehung zum zentralen ÖPNV- Anschluss an der Universitätsstraße wird durch einen neuen Diagonalweg über diesen urbanen Stadtraum eingebunden. Die `Lernlandschaft´ der BlueBox tritt in einen räumlichen Dialog mit dem Seminargebäude als `Lehr- u. Forschungsinstrument´. Die Platzfläche wird zum Entree der beiden Gebäude und kann als Ort zum Studieren im Freien, als Treffpunkt zwischen Vorlesungen und Seminaren oder auch als Veranstaltungsplatz genutzt werden.
    Der Baukörper entwickelt sich über 6 Geschosse und ist in zwei parallele Raumbereiche zoniert. Im Westen werden in kompakter Anordnung die einzelnen Lehrstühle positioniert. Nach Osten fügen sich die Seminarräume an, die über ein geschossübergreifendes Atrium mit Treppen und Kommunikationsplattformen vertikal miteinander verbunden sind. Die Plattformen dienen als erweiterte Lehr- u. Forschungsflächen und generieren Begegnungszonen, die die Kommunikation und den Austausch sowohl zwischen den Disziplinen Architektur und Bauingenieurwesen als auch innerhalb der jeweiligen Institutscluster fördern.
    Entsprechend der räumlichen Zonierung im Neubau ist das Tragwerk in seiner Effizienz in zwei Bereiche aufgeteilt: Der im Westen gelegene Büroriegel ist mit Flachdecken und einem klaren Stützenraster aufgebaut. Die Decken werden zur östlichen Fassade zum Platz hin über ein netzartiges Tragwerk gehalten. Dieses verbildlicht die Vernetzung der Fachgebiete und ist zugleich Symbol für die Leistungsfähigkeit und Synergien der Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen.
    Das Gebäude ist als Versammlungsstätte konzipiert und wird ergänzend zu zwei stirnseitigen Fluchttreppenhäusern über die mittige Atriumtreppe entfluchtet. Das Atrium wir im Brandfall durch eine Sprinklerung geschützt.
    Grundsätzlich werden alle Nutzflächen über Fenster natürlich belüftet. Die Be- und Entlüftung der Seminarbereiche wird im Rückschluss auf die Gebäudesimulation zur Einhaltung der erhöhten AMEV- Anforderung ergänzend über eine zentrale Lüftungsanlage sichergestellt. Diese wird zusätzlich über die Ertüchtigung von Nachheizregistern, sowie einer Wärmerückgewinnung zum Heizen der Seminarbereiche eingesetzt, so daß hier auf ein hydraulisches Leitungsnetz verzichtet werden konnte. Die Lüftungsanlage wird im Sommer auch zur Nachtauskühlung der offenen Speichermassen in den Seminarräumen genutzt. Im Rahmen einer bauphysikalischen Simulation konnte so der Verzicht auf kältetechnische Anlagen abgestimmt werden. Das Gebäude ist an das bestehende Fernwärmenetz der Hochschule Bochum angeschlossen.