Mothmotion, Karlsruhe

  • aufgabe:
  • Umgestaltung der Unterführung Schwarzwaldstraße in Karlsruhe
  • auftraggeber:
  • Stadt Karlsruhe, Tiefbauamt
  • verfahrensart:
  • Wettbewerb 2005, geladen, 1. Preis
  • größe:
  • 162 qm hinterleuchtetes Wandbild
  • fertigstellung:
  • 2009
  • künstlerin:
  • Andrea v. Lüdinghausen, Hannover
  • fachplaner:
  • LDE Belzner Holmes (Lichtberatung) | Dr. Kreutz und Partner (statische Beratung) |
  • ausführung:
  • Bayer Glasbau, Berlin
  • mitarbeit:
  • Uta Varrentrapp
  • fotos:
  • Jörg Hempel, Aachen
  • Die Unterführung Schwarzwaldstraße in Nähe des Hauptbahnhofs besitzt die Funktion eines Stadteingangs. Sie wird von verschiedenen Fahrzeugen und Nutzern auf vorgeschriebenen Bahnen unter der Bahntrasse hindurch passiert. Je nach Fortbewegungsmittel ergeben sich unterschiedliche Geschwindigkeiten und Perspektiven.

    Das künstlerische Konzept von »Moth Motion« greift diese Aspekte der »Ortsveränderung mit der Zeit« auf und bearbeitet sie auf unterschiedlichen Ebenen.

    Vor den roh belassenen Beton wurden 41 große schwarze Glasscheiben montiert. Die hinterleuchtete Glaswand  erstreckt sich über 60 m und zeigt ein Bild, das sich abhängig von Tageszeit und Blickwinkel unterschiedlich darstellt: Spiegelungen mischen sich mit abstrakten Formen, Druckraster überlagern die rauhe Betonstruktur. Leicht gedehnte bis extrem verzerrte Bilder lassen die Passanten Motive erkennen, die im Verlauf ihrer Bewegung durch die Unterführung wieder verschwinden. Nur aus bestimmten Blickwinkeln lässt sich ein Gesamtpanorama wahrnehmen.

    »Moth Motion« zeigt in unwirklicher Größe Schwärmer aus der Familie der Schmetterlinge – zarte Wesen der Lüfte, die hier für den Augenblick an fossile Welten und die Tiefsee denken lassen. Vorlage für die abgebildeten Wesen ist der Wanderfalter Kolibrischwärmer, dessen Flügelschlag extrem schnell ist, seine Flugrichtung kann sich in Sekundenbruchteilen nach oben, unten, zur Seite, vorwärts und rückwärts ändern.

    Im Tunnel gleiten vereinzelte Exemplare des Schwärmers am Betrachter vorüber; die zwei größten unter ihnen sehen aus, als könnten sich ihre Bahnen kreuzen.

    Andrea v. Lüdinghausen und netzwerkarchitekten arbeiteten bei diesem Projekt mit der seit der Renaissance bekannten Darstellungsform der Anamorphose. Bei dieser Form der Perspektive wird der Gegenstand deformiert dargestellt und ist nur aus bestimmten Blickwinkeln erkennbar.

    »Moth Motion« vermittelt sich erst durch das, was im unmittelbaren Zusammenhang mit der Funktion und dem »Wesen« der Unterführung steht: die Bewegung durch sie hindurch – in die eine oder die andere Richtung. Verharren lässt einen nicht mehr erkennen in diesem Falle.

    (Angela Lautenbach, September 2008)